Im Rahmen einer notwendigen Herangehensweise zur Städteentwicklung führte die SPD Dialoge mit Attendorner Bürgern. Im folgenden Interview äußern junge Menschen aus Attendorn ihre Wünsche und nehmen Stellung zu aktuellen Themen.
SPD: Wenn Ihr die Politik in Attendorn gestalten könntet, welche Projekte würdet Ihr zuerst initiieren?
Antwort: Neben den oft genannten Projekten Kino oder Disco liegt unser Interesse vorrangig in der Ausweitung des Kulturbüro-Angebotes. Bislang gibt es ja eine Reihe von Veranstaltungen, die organisiert werden. Wir würden das Angebot gern um Konzerte oder Partys, speziell auch für unter 18-Jährige erweitern, sodass diese nicht gezwungen sind, sich auf dem Marktplatz zu versammeln. Für derartige Veranstaltungen würden wir die Bands aus der Region zu gewinnen versuchen.
SPD: Was fehlt Euch denn konkret zu eurer Freizeitgestaltung in Attendorn?
Antwort: Uns fehlt vor allen Dingen eine gute Busanbindung. Einige von uns kommen von außerhalb und haben kaum Möglichkeiten, abends oder am Wochenende nach Attendorn bzw. nach Hause zu kommen. Vorbildlich ist hier das Busnetz in Plettenberg, wo auch abends nach 23 Uhr noch Busse verkehren. Wichtig wäre uns auch eine gute Busanbindung zum Biggesee; diese ist zwar durch den Biggolino gewährleistet, für Schüler jedoch aufgrund der hohen Preise unerschwinglich.
Am Biggesee selbst sollte stärker auf Sauberkeit im und am Wasser geachtet werden, besonders in Waldenburg. Daneben könnte es auch im gastronomischen Bereich Erweiterungen geben, z.B. durch ein Café oder einen Kiosk. Aber auch ein Kino wäre aus unserer Sicht eine gute Sache, zumal viele Eltern arbeiten gehen und den Jugendlichen damit eine Fahrmöglichkeit fehlt.
SPD: Mit welchen kleinen Veränderungen oder Investitionen könnten Eurer Ansicht nach Jugendliche in Attendorn gefördert bzw. unterstützt werden?
Antwort: Uns fehlt es an Kneipen/Cafés, in denen wir auch als Jugendliche unter 18 länger bleiben können. Zudem wären regelmäßige Partys super, ähnlich unserer Stufenpartys. Wir würden solche Partys auch durch persönliches Engagement unterstützen, wenn es notwendig ist. Auch würden wir uns wünschen, dass das Jugendzentrum finanziell stärker unterstützt wird, z.B. zur Erweiterung des Angebots (Computer, Wii etc.) und zur besseren Öffentlichkeitsarbeit. Darüber hinaus sollten die Spielplätze wieder intakt gesetzt werden (z.B. hinter dem Skaterplatz). Schön wäre es auch, wenn es in Attendorn ein Angebot für rhythmische Sportgymnastik, beispielsweise beim TV Attendorn gäbe.
SPD: Die Diskussion um einen zentralen Treffpunkt für Jugendliche wurde in der Politik und Verwaltung heiß und erfolglos diskutiert. Wie sollte ein solcher Platz für Euch aussehen?
Antwort: Neben Sitzmöglichkeiten sollte der Platz auf jeden Fall zentral gelegen sein und einen „Wohlfühlcharakter“ haben sowie in der Nähe einen Kiosk, ein (Jugend)Café und einen Spielplatz haben. Eventuell wäre auch die Nähe zu einem Fußballplatz oder die Anbringung von Basketballkörben oder einer
Torwand denkbar.
SPD: Hinsichtlich des Fachkräftemangels stellt sich nicht nur für Attendorner Unternehmen die Frage, womit sich Jugendliche langfristig an Attendorn binden lassen könnten. Welche Aspekte könnten dies aus Eurer Sicht sein?
Antwort: Attendorn ist für Jugendliche auch langfristig attraktiv, nicht nur wegen der guten Jobaussichten. Allerdings ist der Drang der Jugend in die Großstädte aus unserer Sicht kaum aufzuhalten. Eine Stadt wie Attendorn sollte seine Standortvorteile konsequent nutzen und weiterverfolgen. Dazu zählen unserer Ansicht nach die natürliche Umgebung, eine geringe Lärmbelastung, die saubere Luft, guter und günstiger Wohnraum, die attraktive Altstadt und natürlich die vielseitigen Schulformen. Wichtig ist jedoch auch, dass sich Jugendliche mit Migrationshintergrund in der Stadt willkommen fühlen und Integration konsequent gelebt wird.
SPD: Ist Euch das Jugendparlament ein Begriff? Wie gut seid Ihr über seine Kompetenzen und Einflussmöglichkeiten informiert?
Antwort: Ja, wir haben vom Jugendparlament schon einmal etwas gehört. Unser Interesse ist bislang aber gering, weil man zuletzt nichts mehr davon gehört hat. Es hat sehr wenig Werbung dafür gegeben, sodass wir uns wünschen würden, das Jugendparlament zeigte mehr Präsenz in der Öffentlichkeit, sei es bei Stadtfesten oder bei politischen Veranstaltungen in der Schule, letztlich aber auch im Unterricht.
SPD: Welche Erwartungen stellt Ihr an das geplante „Bürgerhaus Alter Bahnhof“? Welche Impulse könnten Eurer Meinung nach davon auf die Jugend ausgehen?
Antwort: Der „Alte Bahnhof“ wird von uns schon heute rege für Stufenfeten genutzt, da er für uns die einzige bezahlbare Möglichkeit darstellt, einen Veranstaltungsraum zu organisieren. Sollte der Bahnhof nun zu einem Bürgerhaus umgebaut werden, sehen wir die Gefahr von deutlich steigenden Anmietungskosten und damit
zum „Aus“ für unsere Partys. Grundsätzlich befürworten wir das Vorhaben und unterstützen dies auch. Das „Bürgerhaus Alter Bahnhof“ wäre eine Bereicherung für die kulturelle Vielfalt in unserer Stadt.
SPD: Vielen Dank für das Gespräch und die damit verbundenen Anregungen.
(Bild: Christian Pospischil)