Zwar wirft das Jubiläum zum 800-jährigen Bestehen der Stadt im Jahr 2022 schon seine Schatten voraus, aber im Jahr 2019 feiert die Hansestadt Attendorn in ihrer jetzigen Zusammensetzung ihr 50-jähriges Jubiläum. Bis 1969 gab es neben der damaligen Stadt, die nur die Ortschaft Attendorn selbst umfasste, die Gemeinde Attendorn-Land und die Gemeinde Helden.
Zwar musste die Stadt Attendorn im Zuge der kommunalen Neugliederung die Dörfer Heggen und Hülschotten an Finnentrop und Oberveischede an Olpe abgeben – sonst wäre Attendorn heute mit Abstand die bevölkerungsreichste Kommune im Kreis – doch geblieben ist trotzdem eine starke und zukunftsträchtige Einheit. Denn im Gegensatz zu einigen anderen Kommunen haben wir mit Attendorn ein eindeutiges Zentrum, das geografisch in der Mitte liegt und für alle Bewohner der Dörfer gut erreichbar ist.
Dass es sinnvoll war, die Verwaltungen zusammenzulegen, steht ohnehin fest. Denn paradoxerweise war auch die Verwaltung für die Gemeinde Attendorn-Land in der Stadt, nämlich am Nordwall, angesiedelt. Und letztlich gewann die räumlich ziemlich eingezwängte Stadt Attendorn durch die Zusammenlegung viel Freiraum, um eine wachstumsorientierte Gewerbe- und Wohnflächenpolitik anzustoßen. Diese hat dazu geführt, dass Attendorn heute eine starke Kommune mit einer beeindruckenden Wirtschaftskraft ist.
Derzeit ist in aller Munde, dass in Attendorn kräftig in die Innenstadt investiert wird, um sie für das Jubiläum 2022 aufzuhübschen.
„Wo bleiben die Dörfer?“,
so könnte man fragen.
Zunächst einmal ist das Jubiläum 2022 zwar ein Zielpunkt für die Investitionen, aber nicht der Anlass zu investieren. Grund für die Investitionen war vielmehr die negative Entwicklung der Innenstadt, die von Sanierungsstau, Problemen für Handel und Gastronomie und letztlich vielen Leerständen geprägt war. Daran nichts zu ändern kann auch nicht im Interesse der Dörfer sein. Letztlich hat niemand etwas davon, wenn das Zentrum verödet. Besonders schlimm kann es werden, wenn dringend benötigte Fachkräfte aufgrund einer solchen Entwicklung einen Bogen um Attendorn machen, weil „da einfach nichts los ist“.
Mittlerweile fangen die Investitionen an zu wirken. Es ist wieder spürbar mehr los in der Stadt.
Dabei haben Rat und Verwaltung die
Dörfer in dieser Zeit aber nicht vergessen. Auch für die Dörfer ist eine ganze Menge passiert bzw. noch in der Pipeline.
An der Grundschule Helden gibt es mittlerweile auch ein Ganztagesangebot. Dafür hat die Hansestadt im Jahr 2017 einen großzügigen Anbau errichtet. Die Grundschulen auf den Dörfern in Helden, Ennest und Neu-Listernohl sollen langfristig erhalten bleiben. Deshalb investieren wir fortlaufend in sie.
In allen Dörfern soll es bis Ende 2019 schnelles Internet geben. Derzeit laufen die Arbeiten für den Breitbandausbau in allen Dörfern mit mehr als etwa 50 Einwohnern. Für die kleineren Dörfer und Weiler wird derzeit ein Antrag auf Förderung vorbereitet. Die Stadt hat dafür Eigenmittel von 100.000 Euro im Haushalt eingeplant.
Die Feuerwehr soll auch in den Dörfern schlagkräftig bleiben. Die Löschgruppen Helden und Dünschede haben sich zum Löschzug Repetal zusammengeschlossen und für 2,4 Mio. Euro ein topmodernes Gerätehaus in Niederhelden erhalten. Eine ähnliche Investition ist für die Löschgruppen Neu-Listernohl und Listerscheid geplant.
In Helden und Dünschede stellt sich die Frage nach der weiteren Nutzung der alten Feuerwehrhäuser. Ich meine, sie sollten auch zukünftig im weitesten Sinne dem Gemeinschaftsleben in den Dörfern zugute kommen. In Dünschede hat die Stadt zugesagt, den Musikverein bei der Schaffung von ausreichend großen Proberäumlichkeiten auf dem Areal Alte Schule/Feuerwehrhaus zu unterstützen.
Wir kümmern uns auch um die Sportstätten in den Dörfern. So ist beispielsweise geplant, im Jahr 2020 den Kunstrasenplatz in Weltringhausen zu erneuern.
In Attendorn fehlen Kindergartenplätze. Durch diverse An- und Ausbaumaßnahmen werden derzeit zusätzliche Plätze geschaffen. Ein hervorstechendes Beispiel ist der Neubau eines Kindergartens in Biekhofen, für den die Stadt das Grundstück zur Verfügung gestellt hat.
In Biekhofen, das in letzter Zeit so schnell gewachsen ist, soll außerdem in den nächsten Jahren zur Stärkung der Dorfgemeinschaft ein Dorfplatz gebaut werden, natürlich unter Einbeziehung der Ideen der Einheimischen.
Natürlich sollen sich die Dörfer auch baulich weiter entwickeln und Bauwillige im eigenen Dorf auch Grundstücke finden. In Biekhofen und Helden entstehen derzeit zahlreiche neue Eigenheime. In Niederhelden und Ennest kann es im nächsten Jahr losgehen. Für das Baugebiet Neu-Listernohl-Nord soll im Dezember der Startschuss zur Planung gegeben werden. Für Windhausen, Lichtringhausen und Mecklinghausen arbeitet die Stadt derzeit an Ideen für kleinere Baugebiete, die vorrangig dazu dienen sollen, den Eigenbedarf aus den Dörfern zu decken.
Daneben übersehen wir aber auch nicht die aktuellen Herausforderungen. Landesweit ist das Wegbrechen der Infrastruktur, die Schließung von Läden und Kneipen ein Problem für die Dörfer. Der Haushaltsplanentwurf sieht deshalb ein neues Förderprogramm für die Dörfer vor. 50.000 Euro pro Jahr sollen in die Schaffung von Treffpunkten und die Förderung der Dorfgemeinschaft fließen.
Bei alledem gilt es nicht zu vergessen, dass die Fördermittel für Vereine und für den sozialen Zusammenhalt in der Hansestadt Attendorn bereits auf einem hohen Niveau sind. Ob für die Schützenhallen, Sportvereine oder Verschönerungsmaßnahmen: Der Großteil davon geht an die Dörfer und ihre emsigen ehrenamtlich Engagierten.
Ehrenbürgermeister Stumpf hatte recht, wenn er von der „Perlenkette der schmucken Dörfer“ rund um die Stadt sprach. Unsere Dörfer sind aber nicht nur schön, sondern auch stark und aktiv. Mein Ziel ist, dass sich Stadt und Dörfer weiter im Einklang miteinander entwickeln und insgesamt eine so starke Einheit bleiben, wie sie es in den letzten 50 Jahren geworden sind.
Ich wünsche Ihnen eine entspannte Weihnachtszeit und für das kommende Jahr 2019 alles Gute.
Ihr Christian Pospischil