Was ist geplant?
Auf dem Gelände des ehemaligen Busbahnhofes und angrenzenden Grundstücken soll auf einer Fläche von ca. 6.500 m2
ein Einkaufszentrum entstehen. In das Obergeschoss des Einkaufszentrums sollen folgende Geschäfte einziehen: Ein Vollsortimenter (z.B. EDEKA oder HIT) mit 2.100 m2 Verkaufsfläche, ein Drogeriemarkt (z.B. Müller) mit 1.250 m2 Verkaufsfläche, die schon auf dem Gelände ansässige Bekleidungskette Kik mit 500 m2 sowie eine Apotheke und eine Kaffeebar.
Im Erdgeschoss sollen 164 Parkplätze geschaffen werden, die sowohl den Kundinnen und Kunden des Wallcenters als auch den Besuchenden der Innenstadt zur Verfügung stehen. Schließlich ersetzt das Parkdeck den heutigen Parkplatz gegenüber dem Bahnhof, der sehr wichtig für die Innenstadt ist.
Warum wird so etwas geplant?
Obwohl die Innenstadt Attendorns eine deutliche Aufwertung erfahren hat, fließt enorm viel Kaufkraft aus Attendorn ab. Das heißt, die Attendorner geben mehr Geld anderswo im Handel aus als Gäste von außerhalb in Attendorn. Gerade im Lebensmittel- und im Drogeriebereich sind hohe Kaufkraftabflüsse zu verzeichnen. Im Lebensmittelhandel fließen 9,9, bei Drogerieartikeln 5,0 Millionen Euro pro Jahr ab.
Dies ist nicht nur ein statistischer Wert. Wir alle kennen Attendorner, die zum Einkaufen z.B. nach Olpe oder Bamenohl fahren. Wer jedoch für seinen Großeinkauf die Stadt verlässt, der wird andernorts zumeist auch Geld beim dortigen Facheinzelhandel oder in der Gastronomie lassen. Das ist Geld, das den Attendorner Händlern und Gastronomen zusätzlich entgeht.
Zum Vergleich: Wie sind die Nachbarstädte aufgestellt?
Die benachbarten Mittelzentren Olpe und Plettenberg sind nahezu gleich groß. Obwohl Attendorn mit einer sehr attraktiven Innenstadt punkten kann, ist die Kaufkraftbindung in diesen Nachbarstädten besser. Dies liegt auch daran, dass die Verkaufsflächen dort gerade im Lebensmittel- und Drogeriebereich deutlich größer sind. Auch die Auswahl ist in den benachbarten Städten reichhaltiger: Plettenberg und Olpe verfügen über je mindestens zwei Vollsortimenter oder Drogeriemärkte, Attendorn hingegen nur über jeweils einen.
Schadet das Wallcenter nicht dem bestehenden Einzelhandel in der Innenstadt?
Natürlich kommt es zu neuen Konkurrenzsituationen. Aber Konkurrenz bedeutet für die Kundschaft Auswahl – und erst Auswahl macht eine Einkaufsstadt attraktiv. Deutlich schlimmer als die Konkurrenz in der eigenen Stadt ist die Konkurrenz außerhalb der Stadt. Fahren immer mehr von Attendorn in die Nachbarstädte, leidet der gesamte Einzelhandel. Wird das Einkaufsangebot in Attendorn hingegen besser, werden wieder mehr Ortsansässige und Gäste in Attendorn einkaufen. Davon profitiert letztlich der gesamte Handel.
Außerdem geht es parallel natürlich weiter mit der Aufwertung der Innenstadt und dem Projekt, in der Wasserstraße ein großes Bekleidungsgeschäft anzusiedeln. Damit kommt eine zusätzliche große Einzelhandelsfläche auch in den Kern unserer Stadt.
Was steht für die Stadtentwicklung auf dem Spiel?
Attendorn ist historisch eine eng bebaute Stadt. Deshalb gibt es kaum geeignete Standorte für großflächigen Einzelhandel. Es kommt aber auf einen guten Mix zwischen großflächigen und kleinteiligen Angeboten in einer Stadt an. Deshalb besteht weitgehend Einigkeit, dass auf dem ehemaligen Busbahnhof, direkt angrenzend an die historische Innenstadt, großflächiger Einzelhandel angesiedelt werden müssen. Bei Details besteht sicherlich noch Gesprächs- und Verbesserungsbedarf. Attendorn sollte aber nicht die Chance verpassen, das eigene Einzelhandelsangebot hier deutlich zu verbessern. Denn auch die Nachbarstädte entwickeln ihren Einzelhandel weiter und werden sonst zusätzlich Kaufkraft aus Attendorn abziehen.
Welchen Einfluss hat die Corona-Krise?
Den Einzelhändlern ist durch die Corona-Krise fast das gesamte Geschäft weggebrochen. Sicherlich sollten keine endgültigen Entscheidungen gefällt werden, solange nicht überschaubar ist, welche Auswirkungen die Krise hat. Aber zu beachten ist auch, dass das Wallcenter, selbst wenn es heute beschlossen würde, erst im Jahr 2022 eröffnen könnte.
Und: Die Läden des Wallcenters würden einen zusätzlichen Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung in kritischen Zeiten leisten.