Die Glosse
Kallenboel freut sich in diesem Sommer seines Lebens. Denn das Leben nahm nach dem Ende des Lockdowns Ende Mai endlich wieder seinen Lauf, die Geschäfte und die Gastronomie machten wieder auf, man durfte sich wieder treffen und die Stadt war plötzlich wieder voller Menschen.
Das kommt Kallenboel bekannt vor. Denn dafür, nach einer schrecklichen Seuche wieder aufzuleben, ist er erwiesenermaßen Experte.
Deshalb war er auch erfreut, dass sich auch die Attendorner CDU, ganz passend zur Aufbruchstimmung in diesem Sommer, neu aufgestellt hat. Ein neuer Vorstand wurde gewählt. Und der verbreitete sofort – ganz in der Tradition des schon letztes Jahr ungeheuer erfolgreichen Slogans „Kompetent, frisch, lebendig“ – frischen Wind und ehrgeizige Ziele.
„Wandel im Rathaus, angefangen an der Spitze“ ist das Ziel der neuen Führungs-crew. Klingt gut, meint Kallenboel. Aber dafür müsste man dann auch mal einen eigenen Bürgermeisterkandidaten aufstellen, so folgert er messerscharf.
Und dann fällt ihm ein, dass parteiinterne Einigkeit auch keine schlechte Voraussetzung ist, um parteiexterne Posten zu übernehmen. Und da, das weiß Kallenboel mittlerweile allzu gut, wäre die CDU gut beraten, zunächst die eigenen Probleme innerhalb von Fraktion und Partei anzugehen, bevor es um das Rathaus geht.
So denkt Kallenboel, als er auf dem wunderschön neu angelegten Rathausplatz sitzt und auf das wieder errichtete Portal der früheren Franziskanerkirche blickt. Und er fragt sich: Warum eigentlich eine neue Rathausspitze? Haben nicht die jetzigen Verantwortlichen im Rathaus im Zusammenspiel mit allen Fraktionen dafür gesorgt, dass Attendorn pünktlich zum Jubiläum im nächsten Jahr wieder so frisch und lebendig aufgeblüht ist? Gut wiederum findet Kallenboel, dass die neue CDU-Spitze mit so vielen Menschen wie möglich ins Gespräch kommen will. Nur, so meint Kallenboel, wäre es vielleicht besser gewesen, mehr Gespräche zu führen, bevor solche Ziele ausgegeben werden