Bürgermeister im Interview mit aS-Redakteurin Hanna Wurm
Auf diese Nachricht haben viele Attendorner sehnlich gewartet: Ende November gab Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) bekannt, dass die Hansestadt Attendorn die Hallen am Wassertor, im Volksmund besser bekannt als „Hoesch-Hallen“, kaufen wird.
aS: Was genau wurde vereinbart?
Antwort: Die Hoesch-Hallen sollen zum 01. Juli 2023 in den Besitz der Stadt übergehen. Mittlerweile hat der Stadtrat dafür die Voraussetzungen geschaffen, indem er die nötigen Mittel im Haushalt für das Jahr 2023 bereitgestellt hat. Über den Kaufpreis ist zwischen den Vertragsparteien Stillschweigen vereinbart worden.
aS: Was soll auf dem Gelände der Hoesch-Hallen entstehen?
Antwort: Die Stadt verfolgt die Idee, auf dem Gelände der ehemaligen Hoesch-Hallen einen Hochschul-Campus zu entwickeln. Angesiedelt werden sollen dort Bildungsanbieter wie Hochschulen. Das Ziel ist, in Zusammenarbeit mit den heimischen Unternehmen Fachkräfte in technischen Berufen auszubilden, auf akademischem Niveau und trotzdem an der Praxis orientiert. Zentraler Kooperationspartner könnte dabei die gegenüberliegende Lewa werden, ein schon jetzt einzigartig erfolgreicher Ausbildungsbetrieb in der Region. Damit könnte der Industriestandort Attendorn nachhaltig für die Zukunft gestärkt werden. Denn in der digitalisierten Industrie von morgen werden bestens ausgebildete Fachkräfte immer dringender benötigt.
aS: Warum ist gerade dieser Standort dafür geeignet?
Antwort: Die Hoesch-Hallen sind bestens erreichbar und liegen am Rand der Attendorner City. Ein lebendiger Campus und die attraktiv ausgebaute Innenstadt könnten sich gegenseitig beleben. Außerdem kann auf dem Gelände der Hoesch-Hallen und einem angrenzenden Grundstück, das die Stadt von der Firma Greif erworben hat, auf insgesamt 25.000 qm ein neues attraktives Stadtquartier entstehen.
aS: Was gehört noch zum Campus?
Antwort: Neben den Räumlichkeiten für Forschung und Lehre kann der Campus auch Raum für weitere Nutzungen bieten, zum Beispiel für Apartment-Wohnungen, Dienstleistungen, Gastronomie, Freizeit und Kultur. Zu einer attraktiven Nutzung gehören ansprechende Gebäude: energetisch optimiert, nachhaltig, modern und offen. Die Hoesch-Hallen sollen kein Fremdkörper mehr mitten in der Stadt sein.
aS: Wie geht es weiter?
Antwort: Die Stadt plant, die Entwicklung des „Hansecampus“, so der Arbeitstitel, als Projekt für die Regionale 2025 einzureichen, um die Chancen zu verbessern, das Projekt mit entsprechenden Fördermitteln zu verwirklichen. Ein Projektantrag wird derzeit in Workshops ausgearbeitet. Wenn das Projekt die erste Hürde bei der Regionale nimmt und mit dem ersten von drei Sternen ausgezeichnet wird, soll mit breiter Bürgerbeteiligung ein Feinkonzept ausgearbeitet werden. Den bisherigen Mietern in den Hoesch-Hallen wurde eine Mietdauer bis Ende 2024 garantiert, weil die weitere Planung ohnehin so viel Zeit in Anspruch nehmen wird.
Fazit: Mit dem Kauf der Hoesch-Hallen hat sich die Stadt eine große Chance für die städtebauliche, aber auch für die wirtschaftliche Entwicklung Attendorns eröffnet. Jetzt sollte mit vereinten Kräften daran gearbeitet werden, dass dort der Hansecampus und damit eine nachhaltige Zukunftspespektive für den Wirtschaftsstandort Attendorn entsteht.