aS: Kevin, Du bist jetzt seit 2014 als Ratsherr aktiv. Was ist dir besonders wichtig?
Kevin: Ich bin immer noch der Überzeugung, dass wir die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger ernst nehmen sollten und auch in der Kommunalpolitik nicht über ihre Köpfe hinweg Entscheidungen treffen können.
aS: Das ist ja nicht so einfach, vor allem, weil es in Attendorn viele unterschiedliche Meinungen zu den verschiedenen Themen gibt.


Kevin: Das stimmt. Trotzdem muss man ein Gefühl dafür entwickeln, wie die Attendorner ticken und für welche Entscheidungen es gefühlte Mehrheiten gibt. Auch ist es unheimlich wichtig, alle Entscheidungen transparent zu erklären, auch wenn diese dem einen oder anderen nicht gefallen.
aS: Mal etwas konkreter! Wie versuchst Du das, wie versucht die SPD das denn in Attendorn?
Kevin: Wir versuchen, mit Bürgerversammlungen in möglichst vielen Wahlkreisen die Stimmung der Bürgerinnen und Bürger aufzunehmen. In Biekhofen, Ennest, Windhausen und Lichtringhausen waren sie schon sehr gut besucht. Wir laden dazu den Bürgermeister ein, sodass sich die Anwesenden mit ihren konkreten Anliegen direkt an den ersten Bürger der Stadt und die Fraktion wenden können.
aS: Und dann?
Kevin: Wenn sich konkrete und nachvollziehbare Anliegen in der Diskussion entwickeln, suchen wir nach Lösungen und Umsetzungsmöglichkeiten. Manchmal sind es kleinere Anfragen, wie zum Beispiel zur Information, wann eine Straße ausgebaut wird.
aS: Und wenn es komplizierter wird, es Geld kostet und der Bürgermeister vielleicht nicht überzeugt ist?
Kevin: Dann muss ich als Wahlkreisvertreter meine Fraktion in der nächsten Sitzung davon überzeugen, dass wir mit einem Antrag an die Verwaltung dieses Anliegen in den politischen Beratungsprozess bringen.
aS: Welche Anliegen waren das konkret bei der Bürgerversammlung in Windhausen?
Kevin: Wir haben drei Anträge in die politischen Gremien gebracht. Es geht um eine Beleuchtung am Weg zum Friedhof sowie weitere Bauplätze in Windhausen, aber auch um frauen- und familienfreundliche Parkplätze in Attendorn.
aS: Und jetzt? Wie geht das weiter?
Kevin: Die drei Anträge werden auf die Tagesordnung des entsprechenden Fachausschusses gesetzt und in der nächsten Sitzungsperiode beraten. Manchmal erstellt die Verwaltung Beschlussvorlagen und erklärt ihre Sichtweise mit Ablehnung oder Zustimmung. Dann wird im Ausschuss beraten und abgestimmt.
aS: Und? Wie siehst Du die Erfolgsaussichten für deine Anträge?
Kevin: Das ist immer schwierig abzuschätzen, weil es zu jedem Thema unterschiedliche Perspektiven und vielleicht auch nachvollziehbare Gegenargumente gibt, sodass eine Abstimmung auch verloren werden kann. Das ist Demokratie!
aS: Zum Beispiel?
Kevin: Beispielsweise finde ich, dass eine Zuwegung zum Friedhof so beleuchtet sein muss, dass man in der dunkleren Jahreszeit trotzdem nach der Arbeit dorthin gehen kann. Es könnte aber sein, dass dies nicht realisiert wird, weil sich der Friedhof im Außenbereich befindet und die Beleuchtung nicht Aufgabe der Stadt ist und somit keine Steuergelder zur Verfügung gestellt werden.
aS: Was ist Deine Hoffnung?
Kevin: Ich hoffe zumindest immer darauf, dass ein Antrag ergebnisoffen und fair diskutiert wird und er nicht per se von anderen Mandatsträgern abgelehnt wird, nur, weil der Antrag von der falschen Partei kommt. Auch würde ich mich freuen, wenn die Bürgerinnen und Bürger, die diese Ideen eingebracht haben, zur Sitzung kommen und die Diskussion über das Thema sowie die Entscheidung darüber live mitbekommen, sich vielleicht sogar beim Tagesordnungspunkt „Einwohnerfragestunde“ aktiv beteiligen.
aS: Die öffentlichen Sitzungen werden also nicht so gut besucht?
Kevin: Es gibt Gäste, aber die Anzahl ist sehr überschaubar. Erfreulicherweise ist hingegen das Interesse bei den Bürgerversammlungen wirklich gut. Und es ist einfach toll, zu sehen, wie viele sich doch für die Kommunalpolitik, das Wohnumfeld und eben ihre Hansestadt interessieren. Das ist unglaubliches Potenzial!
aS: Vielen Dank für das Gespräch.
„Bürgermeister vor Ort“ ist eine Veranstaltung der SPD-Fraktion, zu dem alle Interessierten eingeladen sind, um ihre Anliegen direkt an den Bürgermeister zu formulieren.
Haben Sie ein Anliegen/eine Idee/eine Anregung?
Auf der Homepage der Stadt Attendorn https://www.attendorn.de/Rathaus/Buergeranliegen können Sie dies direkt formulieren – automatisch wird das Anliegen an das zuständige Fachamt weitergeleitet und innerhalb weniger Tage bekommen Sie eine Antwort.